Ideologische Scheuklappen verhindern nicht die vielfältige Lebensrealität in Brandenburg

Die LKS qu. Brandenburg begrüßt die Pressemitteilung des brandenburgischen Sozialministeriums, über die Förderung des Projektes Trans*Selbsthilfe Brandenburg, denn sie macht auf die Notwendigkeiten einer frühzeitigen Fürsorge für Trans*Personen aufmerksam, um individuelle und den Personen entsprechende Lebensorientierungen zu ermöglichen.


Mit dem geförderten Projekt unterstützt der Trägerverein Katte e. V. Selbsthilfeangebote, wie Transistor Potsdam, Trans-Kinder-Netz e. V. (Regionalgruppe Brandenburg) oder die trans*Jugendgruppe Inbetweeners organisatorisch und finanziell. Mit dem Netzwerkprojekt werden verschiedene Angebote zur Verstärkung der Vernetzung der Aktivitäten untereinander unterbreitet und die Wahrnehmung von Fortbildungsangeboten für Berater:innen ermöglicht. Das Projekt beruht auf den langjährigen Tätigkeiten und Zusammenarbeiten des Trägervereins mit den genannten Akteure:innen. Das Projekt ist mit Mitteln aus dem Landesaktionsplan Queeres Brandenburg gefördert.
 
Auf die gestrige Pressemitteilung hat die AfD-Fraktion im brandenburgischen Landtagmit einer Pressemitteilung reagiert,. Wir hoffen Empörungsmechanismen zu vermeiden, insofern hier stichpunktartig, zur Kenntnisnahme, unsere Argumente und Reaktion auf die PM@afd:
 
 
Ideologische Scheuklappen verhindern nicht die vielfältige Lebensrealität in Brandenburg.

Kinder und Jugendlichen zu helfen, die sich in einer seelischen Notlage befinden, ist Nächstenliebe, eine soziale Vorsorge durch die Gesellschaft und im Sinne unserer Landesverfassung Art. 12 (Gleichheit), unabhängig davon ob diese Gruppe eine Mehrheit oder eine Minderheit in der Bevölkerung abbildet.
 
Kinder sollen ungestört aufwachsen können. Für trans*Kinder und Jugendliche bedeutet es eine erhebliche Störung ihrer psycho-sozialen und geschlechtlich-sexuellen Entwicklung, wenn ein verständnisloses bzw. diskriminierendes Umfeld oder veraltete Gesetze sie in ihrer natürlichen Persönlichkeitsentwicklung behindern. Wenn Familien, Eltern, Kinder oder Jugendliche keine lebensbejahende Selbsthilfe und fachliche Beratungsangebote für ihre Themen finden, wären die Folgen z. B. lebenslange depressive Erkrankungen, bis hin zu einer häufigeren Suizidalität, als in anderen Bevölkerungsgruppen. Deswegen fördert die Landesregierung zielgenau Selbsthilfeangebote, die sich an trans*Jugendliche und an Eltern von trans*Kindern richtet und sie auf ihrem individuellen Weg unterstützt, statt zu verbieten.
 
Die gesamtgesellschaftliche Rechnung für ein ideologisches Beharren auf 1950er-Jahre Familienmodelle und Geschlechterrollen (Mann>Arbeit // Frau>Kinder>Haushalt) kann nicht mehr aufgehen. Die größere Sichtbarkeit von geschlechtlicher Vielfalt und romantischen und sexuellen Lebensorientierungen bedeutet, dass Menschen in einer freien Gesellschaft leben und sich diese Freiheit auch nicht mehr nehmen lassen werden. In Familien, in denen Kinder und Jugendliche mit einer Tras*Identität angenommen werden, nehmen 92% an  als Erwachsener damit glücklich zu leben. Im Vergleich dazu glauben das nur 35 % derer, die in ihren Familien nicht akzeptiert werden (Ryan, Caitlin: Supportive Families, Healthy Children. Helping Families with Lesbian, Gay and Transgender. Children. Family Acceptance Project. San Francisco State University 2009.).
 
Politik muss vielfältige Lebensrealität anerkennen und Familien mit Kindern oder mit Kinderwunsch, unabhängig ihrer geschlechtlichen Zusammensetzung,  umfassend unterstützen, um ein gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen.


Weiterführende Links
 

Debatte um trans* Jugendliche

"Die Pubertät aufschieben, nimmt den Stress raus"

Nach einem Urteil zu Pubertätsblockern für trans Jugendliche in England ist eine Debatte entbrannt. Die Nöte der Jugendlichen werden dabei oft übersehen. Ein Interview. Nantke Bartels

 

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